Wildheit und Romantik des Pantokrators
Griechenland-Urlaub: Korfu vereint die Wilde Korsikas und die Romantik der Toskana. Es war meine erste Reise nach Korfu und viele meiner Bekannten fragten nach: Korfu, wo ist das? Eine schöne Unbekannte und doch die größte Insel des Ionischen Meeres. Sie liegt an der Westküste Griechenlands, ganz im Norden, nur zwei bis vier Kilometer vom albanischen Festland entfernt. Die griechische Insel Korfu ist etwa 150 Kilometer südlicher als Neapel und den Urlaubs-Touristen empfängt ein mediterranes Klima.

Bei unserer Anreise (Mitte Mai) standen die kleinen Zitronenbäume, wie sie fast jeden kleinen Garten zieren, bereits in voller Frucht. Von München aus fliegt man etwa 90 Minuten, bevor die Maschine auf dem kleinen Airport von Kerkira (Korfu-Stadt), nur 100 Meter hinter dem Strand, landet.
Atemberaubende Aussicht mit Blick auf Kerkira und nach Albanien
Direkt am Airport warten bereits die Reisebusse und nach einer kurzen Einweisung der Reiseleitung, starten wir in den Norden der Insel zu unserem Zielort, dem 20 Kilometer entfernten Barbati, am Nordhang des Pantokrators, des mit 917 Metern höchsten Berges der Insel. Die Eindrücke überfallen und überwältigen uns, wir sind völlig unbedarft angereist. Dem Gewirr an engen Straßen, alten Häusern und pulsierendem Leben der kleinen Inselmetropole entkommen, geht es entlang der Küste, das türkisblaue Meer zum Greifen nahe. Üppige Vegetation, kleine Geschäfte und Bars entlang der Küstenstraße, viele von ihnen geschlossen, wir sind noch mitten in der Vorsaison. Bald erste „Strandberührung“ in Dasia und Ypsos bevor die kurvige Straße uns 150 Meter in die Höhe führt und ein Raunen durch die Reihen geht. Atemberaubende Aussicht mit Blick auf das weite Meer, auf Kerkira und das albanische Festland, der Urlaub kann beginnen.

Hotelanlage Pantokrator im Landesstil in Hanglage
Unser über das Internet gebuchtes Hotel Pantokrator ist wegen seiner einmaligen Aussichtslage ein Volltreffer. Die Hotelanlage aus 50 kleinen Bungalows ist landestypisch gebaut. Kleine weiße Häuser mit Balkon und rotem Ziegeldach sind inmitten einer gepflegten Anlage mit vielen Sträuchern, Blumen, Palmen, und grüner Inseln eingebettet. Selbst das Haupthaus mit Empfangshalle, Restaurant, Bar, Terrasse und Pool, für 200 Gäste ausgelegt, passt sich bestens in die Hanglage ein und lässt keinen großen Hotelbetrieb vermuten. Zu unserer Überraschung begrüßt uns Sido im perfekten Deutsch und auch das Personal spricht meist gutes Deutsch, notfalls kommt man auch mit Englisch weiter, wie fast überall auf der Insel. Unser Quartier ist klein, zweckmäßig eingerichtet und sauber.

Der Blick von unserem kleinen Balkon aus, 200 Meter über der weiten Bucht mit Blick auf das etwa 14 Kilometer entfernte (Luftlinie) Kerkira ist traumhaft. Das Meer glänzt romantisch und vielversprechend in der Abendsonne. Was Sauberkeit und Ausstattung der Zimmer anbelangt, sowie das Angebot für Frühstück und Abendessen, gehen die Meinungen auseinander. Etwas mehr Qualität und Abwechslung täte aber in jedem Falle gut. Am Besten nochmal im Internet informieren und sich selbst ein Bild machen. Zum Strand hinunter geht es übrigens sehr steil auf einem Fußweg von 20 Minuten. Das Hotelanlage selbst liegt ebenfalls in Hanglage und eine kleine, steile Straße schlängelt sich zwischen den Appartements nach oben.
Mit dem Roller die Insel Korfu in Griechenland erkunden
Am nächsten Tag mieten wir uns für fünf Tage einen Roller (90 Euro) mit dem wir auf Erkundungstour gehen. Ein Vergnügen bei südlichen Temperaturen von 25 Grad entlang von engen, kurvigen Küstenstraßen, die in gutem Zustand sind. Wir starten in Richtung Norden, dem gebirgigen Teil der Insel. Alle drei Kilometer durchfahren wir kleine, romantische Küstenorte und von fast überall genießen wir herrliche Ausblicke auf das weite Meer hinüber zum albanischen Festland, das im Gegensatz zu Korfu öde und abweisend wirkt. Die Freude am Fahren, entlang kleiner Villen, Olivenhaine und malerischen Buchten lässt uns den Alltag schnell vergessen. Urlaub pur bereits am ersten Tag unserer Korfureise, Traummotive im Minutentakt und eine Woche Sonnenschein pur.

Traummotive im Minutentakt bei unserer Urlaubsreise
Der Norden zeigt sich wild und bei einem Abstecher in das Landesinnere, in Serpentinen eine kleine Bergstraße hinauf, drängt sich schnell ein Verglich mit Korsika auf. Ab 500 Höhenmeter wird die Landschaft rauer, einsam und felsiger, was seinen eigenen Reiz hat. Unser Ziel ist eine alte, verlassene Stadt, die der Reiseführer empfiehlt, uns aber enttäuscht. Also wenden wir uns wieder der Küste mit ihrer üppigen Vegetation und den beschaulichen Orten zu, und landen in dem kleinen Fischerdorf Kassiopi mit einem kleinen feinen Hafen, vielen Cafès, Restaurants und Kneippen. Der erste Ort, wo das touristische Leben pulsiert, fest in der Hand von britischen Urlaubsgästen. Wir verweilen etwas, schauen den Fischern zu, genießen das bunte Treiben und nehmen uns Zeit für einen griechischen Mokka, bevor wir unsere Rundreise fortsetzen.

900 Höhenmeter hinauf zum Pantokrator durch wilde Landschaft
Mit unserem Roller schlängeln wir uns eine kleine Straße, mitten an drei Straßencafès vorbei, die Küste weiter und entdecken nach 500 Meter eine lauschige Bucht mit idyllischem Strand, der uns später noch einen eigenen Besuch wert ist. Wiederum 500 Meter weiter erwartet uns im krassen Gegensatz dazu ein verwaister Strand mit verwaisten Lokalen und Pensionen, ein Zeugnis zerplatzter Investorenträume. Die Küstenstraße hat die nächsten Kilometer nicht mehr viel zu bieten, verblasst im Vergleich zu der bereits gefahrenen Strecke. Wir entschließen uns darum wieder in das Landesinnere zu fahren, hinauf zum Pantokrator. Das Wetter ist bestens, die Sonne scheint vom Himmel, doch auf dem Roller haben wir immer kühlen Fahrtwind, auch wenn wir nicht der Küste entlang fahren.
Und wieder lernen wir ein ganz anderes Gesicht von Korfu kennen. Nachdem wir den kleinen Ort Agllias hinter uns gelassen haben wird es einsam. Kaum ein Auto begegnet uns auf der sich den Berg hinaufschlängelnden kleinen Straße. Wir sind mit der Fülle der Natur ganz allein, auf Du und Du. Hinter uns der Blick zurück auf das Meer, vor und um uns eine grüne Landschaft die mit zunehmender Höhe an Weite und Kraft gewinnt. Enge Kehren und manche kleine Steigungen, die unser Roller nur mit Mühe bewältigt, verleihen unserem Ausflug eine abenteuerliche Note. Dann endlich, nach einer knappen Stunde, vorbei an uralten Olivenhainen, Weinbergen und einsamen Häusern mit Direktverkauf von heimischen, oft selbst hergestellten Erzeugnissen wie Olivenöl, Wein, Honig oder sonnengereiften Früchten, sind wir auf dem Hochplateau angekommen.

Die Insel scheint immer größer zu werden, dehnt sich nach Westen und Süden bis an den Horizont. Die Vegetation ist hier, auf einer Höhe von etwa 700 Metern, sparsamer. Felsen, Büsche und Sträucher prägen das Bild. Vor uns ragt der Pantokrator auf. Eine breite Felsspitze, auf der sich hohe Antennen und Masten erheben, Relikte eines kalten Krieges und Zeugnis einer nicht immer guten Nachbarschaft. Mit Anlauf schafft unser Roller auch noch die letzten zwei, drei steilen Wegkehren und wir sind ganz oben angekommen. Ein kleines Restaurant und eine alte Klosteranlage erwarten uns. Atemberaubend aber ist der Blick in alle Himmelsrichtungen, großes Kino in 3D im Echtformat, beste Fernsicht bis zum Horizont.
Zurück geht es in engen Kehren, vorbei an einsamen Siedlungen und kleinen Orten nach Spartylas. Wir wissen nie, was uns erwartet und voller Neugier nehmen wir die vielen Eindrücke auf. Auch hier bieten sich Fotomotive im Minutentakt an, doch nach unserer 6-stündigen Tour sind wir ein wenig müde und freuen uns auf das Hotel. Die Fahrt hinab zur Küste nach Pyrgi hält uns aber im Bann. Ein reizender kleiner Ort am Berg mit weiter Fernsicht, vielen Gärten und vor allem sehr engen Serpentinen, die immer wieder volle Konzentration erfordern.
Im Urlaub ist Zeit für menschliche Begegnungen
Urlaub ist auch immer Zeit für Begegnungen, zum Austausch wer was erlebt hat und für Gespräche. Ein reichlich gedeckter Tisch in Form eines großzügigen Buffets sowie ein passender Tischwein lockern die Atmosphäre und die große Hotelterrasse mit bequemen Sitzgruppen gibt uns Zeit und Gelegenheit dazu, wir freunden uns mit Franz und Lena an. Schnell sind Gemeinsamkeiten gefunden bei Gesprächen über Gott und die Welt, wobei uns die göttliche Seite in die Tiefe zwischenmenschlicher Begegnungen führt. Vielleicht liegt es auch an der Insel, die ein ganzes Füllhorn an Naturschätzen über uns ausgegossen hat.
Kleine Straßen, viele Kurven, lange Strecken, Land und Leute
Bei unserer ersten Tour haben wir schnell gemerkt, das Entfernungen auf Korfu eine ganz eigene Dimension besitzen. 50 Kilometer enge und einsame Bergstraßen mit verträumten Orten und einer zauberhaften Landschaft sind eben keine Autobahnkilometer. Die Reise selbst wird zum Ziel, zum einmaligen Erlebnis. So biegen wir am nächsten Tag im Küstenort Ypsos in eine kleine Seitenstraße, die uns in Richtung der Westküste führt. Ein abenteuerliches Unterfangen, mitten durch Olivenhaine und selbst die Teerstraße finden ein Ende, geht in Sand über. Vegetation und Kulisse ziehen uns aber so in den Bann, dass wir weiterfahren und nach wenigen Kilometern wieder auf eine geteerte Straße gelangen, ohne dabei wirklich zu wissen, wo wir uns eigentlich befinden. Doch jede Straße hat bekanntlich ein Ende und führt früher oder später in eine größere Ortschaft. Bis dahin genießen wir wieder „Land und Leute“, wobei wir nur wenige Menschen zu Gesicht bekommen. 15 Minuten später erreichen wir eine der ausgebauten Inselstraßen mit etwas Verkehrsaufkommen und sind glücklich nun wieder die Tour fortsetzen zu können. Allerdings fahren wir zunächst in die falsche Richtung, nämlich nach Gouvia und damit schließt sich fast der Kreis, den wir gefahren sind. Es waren aber zugleich unsere ursprünglichsten Korfueindrücke, haben uns eine wildgrüne und ursprüngliche Natur gezeigt.
Reise nach Paleokastritsa und entlang der Felsenküste
Nachdem wir nun endlich wieder Orientierung gefunden hatten, entschlossen wir uns auf der gut ausgebauten, kurzzeitig sogar vierspurigen Straße zu bleiben, um an die Westküste zu wechseln. Paleokastritsa heißt unser Zielort der dann ziemlich plötzlich vor uns liegt. Gerade noch fahren wir durch ein grünes Tal, das sich nach links weitet und unvermittelt bietet sich uns aus hundert Metern Höhe auf die Felsabstürze der Westküste, die sich kilometerweit hinziehen. Ein Fanal mächtiger Naturgewalten im Jahrtausende langem Spiel von Wind und Wellen, ein wirklich erhebender Anblick. Rechts von uns zweigt eine steile Küstenstraße hinauf und nur ein, zwei Kilometer weiter macht die Straße eine Kehre um fast 180 Grad und unvermittelt liegt der Küstenort Paleokastritsa in Griechenland vor uns.
Auf etwa drei Kilometer schlängelt sich der Ort die Küste entlang, mit zwei schönen Buchten und Badestränden. Hinter den Häusern erhebt sich mehrere hundert Meter die Küste, auf die eine kurvige und steile Bergstraße hinauf führt. Bei unserer Durchfahrt genießen wir die malerische Kulisse von Paleokastritsa und stehen unvermittelt vor einem stark bewaldeten großen Felskegel, auf den die Straße mit Ampelregelung hinauf führt und offensichtlich auch dort endet. Rechter Hand erheben sich steil aufragende Felswände entlang der Küste, soweit das Auge sieht.
Kloster Panagia Theotokos tis Paleokastritsas auf hohem Felsen über dem Meer
Am Ende der Straße erwartet uns eine herrliche Aussicht. Links das Kloster Panagia Theotoku tis Paleokastritsas und rechts eine gemütliche kleine Gaststätte. Wir „schmuggeln“ uns durch eine kleine Pforte und gehen einen kleinen Weg hinab und vor zum Kap mit einem grandiosen Aussichtspunkt. Wir sind dort ganz alleine und genießen einen weiten Blick über das Meer und im 180-Grad-Panorama die Küste entlang. Zeit für eine Rast, eine kleine Stärkung und zum Innehalten, sich von der Aussicht inspirieren zu lassen.
Es gibt sicher noch viel zu erzählen von der Insel Korfu, die für uns Deutsche herrlich grün und doch mediterran zugleich ist. Etwa das Sissy-Schloss bei Korfu Stadt oder der südliche Teil der Insel, den wir gar nicht kennen gelernt haben – vielleicht ein nächstes Mal. In Korfu wird jeder Ausflug zum kleinen Erlebnis, der Weg ist das Ziel, denn hinter jeder Biegung warten neue Eindrücke.
Weitere Fotos finden Sie hier:
Hotel Pantokrator: eine idyllische, gepflegte Hotelanlage mit freundlichem Service und bester Küche
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Ausflug nach Kerkira und ins „Sisischloss“ Achillion
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Ausflug nach Paleokastritsa
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Kassiopi, Peritheia, Pantokrator
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